Die Krauskopfpelikane müssen sich eine Wasserfläche mit den nervigsten Tieren des Zoos teilen. Höchststrafe! Man fragt sich, was die armen Tiere angestellt haben, dass der Zoodirektor sie mit harter Hand als Nachbarn der Flamingos platzierte. Flamingos haben außer ihrer für manche barbieorientierte Menschen attraktive rosa-rötliche Farbe nichts an sich, was sie einnehmend machte. Ein grotesk langer Hals, popelig kleine Augen, Stelzenbeine eh – huihui, ich kann auf einem Bein stehen – und natürlich der Schnabel. Aus dem in einem fort Geschnatter und Geschwätz kommt. Geräusche, die einem nach 30 Sekunden auf die Nerven gehen und das in einem fort – habe ich es schon erwähnt? Für die armen Krauskopfpelikane muss das Folter sein. Als wäre man von 30 schwäbischen Hausfrauen belagert, die sich gegenseitig hochschaukeln und mit lautstarkem wirrem Geschwätz wichtigmachen. Damit hätten wir also die lästigsten Tiere im Zoo abgefrühstückt und kommen zu einer kleinen Betrachtung des Rests.
Vergangenheit und Fortschritt im Zoo Heidelberg
Mein erster Besuch im Zoo Heidelberg liegt über 50 Jahre zurück – irgendwann Ende der 1960er oder Anfang der 1970er Jahre. Schwarzweiß-Fotos dokumentieren diese Zeit, und ich erinnere mich noch gut an die Bärengrube. Diese minimalistische Anlage faszinierte mich damals weniger wegen der Tiere als vielmehr durch ihre karge Funktionalität. Glücklicherweise hat sich seitdem viel verändert: Die heutige Tierhaltung ist mit der von damals nicht mehr vergleichbar.
Ein Beispiel ist die Haltung der Syrischen Braunbären. Sie bewohnen heute ein abwechslungsreiches, weitläufiges Gehege, das am Rand des Zoos liegt und sogar von außen eingesehen werden kann. Auch die Elefanten-, Tiger- und Löwenanlagen sind modern und bieten den Tieren mehr Platz sowie naturnahe Umgebungen. Die Menschenaffen-Anlage wurde in den letzten Jahren ebenfalls stark verbessert, mit weiteren geplanten Baumaßnahmen in Sicht.
Die faszinierendsten Tiere: Von Löffelstören bis Berberlöwen
Ein echtes Highlight sind die Löffelstöre im Teich nahe dem Affengehege. Diese Tiere beeindrucken nicht nur durch ihre lange, löffelförmige Schnauze – angeblich Inspiration für das Design des japanischen Schnellzugs Hayabusa Shinkansen –, sondern auch durch ihre beeindruckende Geschichte. Die Art existiert seit über 100 Millionen Jahren und dient als stille Mahnung, die eigene Vergänglichkeit zu bedenken.
Ein weiteres faszinierendes Kapitel der Zoo-Geschichte schreiben die Berberlöwen. Diese Tierart wurde in den 1920er Jahren in freier Wildbahn ausgerottet. Die heutige Population geht auf einige wenige Exemplare zurück, die der Herrscher von Marokko einst dem Zoo in Rabat übergab. Dank Nachzuchtprogrammen, auch in Heidelberg, gibt es mittlerweile wieder knapp 1.000 Berberlöwen weltweit. Im Zoo Heidelberg sorgt aktuell der junge Löwe Nouri für Begeisterung bei den Besuchern.
Heidelberg Zoo – Fotos Urheberrecht: Frank Schindelbeck
Kontroverse um Tierhaltung im Zoo
Das Wort „Gefangenschaft“ fällt oft, wenn es um Zoos geht, und nicht wenige Menschen bezeichnen sie abwertend als „Tierknast“. Das Thema ist zweifellos komplex. Auch ich nehme die Menschenaffen im Heidelberger Zoo manchmal als gelangweilt wahr. Doch man muss sich fragen: Würden sie in der Wildnis wirklich ein spannenderes Leben führen? Im Zoo sind sie zwar ihrer Freiheit beraubt, doch Gefahren wie Wilderei und Lebensraumverlust entfallen ebenfalls. Im Kontext schwindender natürlicher Lebensräume und der Jagd auf Menschenaffen als „bush meat“ erscheint die Haltung im Zoo als das kleinere Übel – und als praktizierter Artenschutz.
Interessant ist auch, dass einige Tiere freiwillig den Zoo aufsuchen. Unzählige Vögel, darunter Reiher und eine größere Storchenpopulation, leben dauerhaft auf dem Gelände und scheinen sich dort wohlzufühlen.
Eine tierfreundliche Attraktion für Familien
Der Zoo Heidelberg ist nicht nur für Tierfreunde ein Erlebnis, sondern auch für Familien mit Kindern. Zahlreiche Spielplätze, ausleihbare Bollerwagen und kindgerechte Erklärtafeln sorgen für Abwechslung. Besonders das „Exploratorium“, ein interaktives Angebot für Kinder und Jugendliche, verbindet Lernen und Spaß auf spielerische Weise.
Neben exotischen Tieren wie Tigern und Elefanten zeigt der Zoo auch Nutztiere wie Ziegen, Schweine und Hühner. Für Stadtkinder aus der Region, die solche Tiere oft nur aus Büchern kennen, ist das Streichelgehege eine Attraktion. Hier können sie die Tiere nicht nur ansehen, sondern auch anfassen oder mit Futter verwöhnen.
Natürlich dürfen auch die Fütterungen der Raubtiere nicht fehlen, die vor allem an Wochenenden und Feiertagen Publikumsmagnete sind. Unter der Woche, besonders im Winter, genießt man den Zoo dagegen fast für sich allein.
Zahlen und Fakten: Bestand 2024
Ende 2024 lebten im Zoo Heidelberg insgesamt 2.137 Tiere in 146 Arten. Darunter:
- 456 Säugetiere in 46 Arten,
- 414 Vögel in 72 Arten,
- 58 Reptilien in 13 Arten,
- 17 Amphibien in 4 Arten,
- sowie zahlreiche Fische und Insekten (nicht detailliert erfasst).