Die Alte Brücke von Heidelberg, auch als Karl-Theodor-Brücke bekannt, ist unverzichtbarer Teil des romantischen Stadtbilds von Heidelberg. Die neun Steinbögen, die sich über den Fluss erstrecken, erzählen Geschichten von vergangenen Epochen, von Hochwassern und Kriegen, die die Brücke in ihrem Bestreben, Standhaftigkeit zu bewahren, durchlebt hat. Bei einem Spaziergang über die Alte Brücke taucht man ein in die Geschichte, während der Blick auf das Heidelberger Schloss auf dem Hügel die Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart verstärkt.
Die Brücke wurde 1786-1788 unter Kurfürst Karl Theodor erbaut. Vorgängerbrückern gab es allerdings schon seit dem 13. Jahrhundert: Holzbrücken, die natürlich weniger alterungsbeständig waren, zumal regelmäßige Hochwasser die Brücken zerstörten. Besonders zerstörerisch waren die winterlichen Hochwasser mit Eisgang und katastrophal war der Eisgang vom 27. Februar 1784. Abgesehen von der Zerstörung der Brücke wurden damals zahlreiche Häuser in Heidelberg zerstört und beschädigt.
Die Kosten für den Neubau aus Stein, der die Brücke resistenter gegen Hochwasserkatastrophen machen sollte, waren enorm. Die Heidelberger durften dafür mit Sondersteuer und Verschuldung bezahlen. Immerhin eine langfristig gute Investition, bis hin zum heutigen „touristischen Wert“. Der rote Neckartäler Sandstein, aus dem die Brücke erbaut ist, trägt nicht nur zur Festigkeit ihrer Struktur bei, sondern verleiht ihr auch eine zeitlose Schönheit, die die Jahrhunderte überdauert hat.
Funktional ist die Bedeutung der Brücke heute weniger bedeutend. Der Autoverkehr findet weitgehend über die moderneren Nachfolgebauten im Westen statt, die Alte Brücke ist die meiste Zeit für Autos ohnehin gesperrt. Als Fußgängerbrücke spielt sie nach wie vor eine Rolle, am häufigsten sicher für Touristen, die das historische Umfeld der Brücke und den Blick aufs Schlossensemble zu schätzen wissen. Als Vordergrund fürs Erinnerungsfoto von der nördlichen Neckarseite aus ist die Alte Brücke unentbehrlich…
Der Name „Alte Brücke“ ergab sich für die ja gar nicht mal so alte Brücke erst im 19. Jahrhundert, als eine zweite Neckarbrücke in Heidelberg erstellt wurde.
Der Brückenturm auf der Altstadtseite ist ein kleines architektonisches Schmuckstücke, das unverzichtbar zum Gesamtbild der Brücke gehört – Zeuge einer vergangenen Zeit. Ihre barocken Formen verleihen der Brücke nicht nur eine künstlerische Note, sondern erinnern auch an die kulturellen und religiösen Einflüsse, die die Region geprägt haben. Die Dächer des Doppelturm verfügen über charakteristische Hauben und sind ansonsten eher schlicht und elegant. Die architektonischen Details spiegeln den Zeitgeist des 18. Jahrhunderts wider.
Die letzte Zerstörung der Alten Brücke ist übrigens so lange nicht her: Ende 1945 glaubte die Wehrmacht noch, sie müsse den anrückenden Amerikanern das Leben schwer machen und man sprengte einen Teil der Brückenbögen. Die amerikanische Armee kümmerte das wenig, die konnte kurz darauf problemlos die Stadt einnehmen und sollten dort in Heidelberg große Bereiche der Stadt über Jahrzehnte als ihr European Headquarters nutzen. Bemerkenswert, dass der Wiederaubau der Alten Brücke schon 1946 stattfand, finanziert mit einer großen Spendenaktion der Heidelberger Zivilgesellschaft, die um die Bedeutung ihrer Brücke wusste.